Land l(i)eben- Zurück zu den Wurzeln

So unterschiedlich das Stadt- und das Landleben auch sein mögen, zwischen den beiden besteht eine besondere, wechselseitige Beziehung, die von gegenseitiger Ergänzung geprägt ist. Hätte es auf dem Land beispielsweise nicht einst eine Überproduktion an Lebensmitteln gegeben, wäre es nicht möglich gewesen, Städte zu gründen, die mit diesen wertvollen Ressourcen versorgt werden können. Gleichzeitig hat die Entwicklung ländlicher Regionen und die dort verortete Industrie eine Zeit lang sehr von den Forschungs- und Bildungsmöglichkeiten profitiert, die viele große Städte anbieten. Beide Lebensformen sind aufeinander bezogen und voneinander abhängig. Nur durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den beiden Welten ist auch ein gutes und gesundes Leben möglich. Sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land.

Seit vielen Jahren ist nun leider eine Negativentwicklung zu beobachten. Statt eines harmonischen Fließgleichgewichtes, in dem beide Regionen voneinander profitieren können, besteht die Gefahr, dass der ländliche Raum abgehängt wird. Probleme wie Landflucht und daraus resultierende Geisterortschaften sind hinlänglich bekannt. Seit einiger Zeit jedoch ist besonders in Städten wie Berlin, Hamburg und München eine Entwicklung zu beobachten, die diesem Trend entgegensteht. Ein dünner Silberstreif taucht am Horizont auf, der hoffen lässt auf mehr. Viele Großstadtbewohner zieht es nicht mehr nur für einen erholsamen Wochenendtrip aufs Land hinaus. Hohe Mieten, Wohnungsmangel, ein überfüllter Arbeitsmarkt und andauernder Alltagsstress, u.a. verursacht durch den hohen Lärmpegel, Luftverschmutzung und lästige Fahrtwege, führen zahlreiche Menschen dazu, ihr Lebenskonzept noch einmal zu überdenken. Brandenburg hatte 2018 den höchsten positiven Wanderungssaldo der Binnenwanderung Deutschlands mit 15.412 Zuzügen. Stadtstaaten wie Berlin und Hamburg verloren mehr Einwohner, als hinzukamen. Berlin verzeichnete 8.436 Fortzüge. In Hamburg waren es 1.150.

Immer häufiger verlegen ehemalige Großstädter ihren Hauptwohnsitz aufs Land. Besonders attraktiv dabei sind nicht nur die bezahlbaren Mieten bzw. Kaufpreise. Für einen Großteil sind es besonders das entschleunigte Leben, die frische und gesunde Luft und das Miteinander, das wieder neuen Anklang findet. Auch die Weite und der Freiraum wurden bei vielen sehnsüchtig vermisst. Durch deutlich weniger Einwohner pro Quadratkilometer ergeben sich andere Wohn- und Lebensmöglichkeiten. Der Platz, der pro Kopf zur Verfügung steht, ist nicht vergleichbar, mit der Enge und Überbevölkerung in den Städten. Das ist auch während der aktuell anhaltenden Krisensituation, verursacht durch COVID-19, deutlich spürbar. Es ist auf dem Land z.B. in vielerlei Hinsicht einfacher, dass Kinder an der frischen Luft in der Sonne spielen können, ohne fortlaufend anderen Personen ausweichen zu müssen. Es gibt weite Felder und Wälder, die auch über den Ausnahmezustand hinaus, das Landleben besonders attraktiv machen. Besonders die vielen Entfaltungsmöglichkeiten, sei es in kreativer, sportlicher, oder beruflicher Hinsicht, machen das Landleben für viele Städter wieder attraktiv. Nicht nur die einzigartige Natur mit ihrer atemberaubenden Vielfalt an Tieren, auch die alten Häuser und Höfe, die Potential für Neues bieten, ziehen verschiedenste Interessenten an. Des Weiteren hat das Land in wirtschaftlicher Hinsicht einiges zu bieten, egal ob für Start-Ups, oder große Unternehmen. Das gilt besonders auch für Hessen. Umso wichtiger ist es, die ländliche Region umgehend zu stärken, sei es im Hinblick auf die Digitalisierung, oder auch die Infrastruktur, damit sich der beschriebene Trend auch hier durchsetzen kann und eine Bewegung entsteht, die es schaffen kann, das so wertvolle und substantiell wichtige Landleben zu erhalten.

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