Der Wald: Verlierer auf ganzer Linie

Die anhaltende Trockenheit macht der Land- und Forstwirtschaft in diesem, wie auch in den vergangenen Jahren, schwer zu schaffen. Die Bauern fürchten um ihre Ernten, denn ohne ausreichend Niederschlag können die Aussaaten nicht bis Sommer bzw. Herbst gedeihen. In den Wäldern sind die Auswirkungen von nicht minder schwerem Ausmaß:

Zum einen droht durch das Fehlen des Wassers bei den Jungpflanzen „Trockenstress“. Schon an diesem Begriff kann man erkennen, wie sehr sich die klimatischen Bedingungen hierzulande verändert haben, denn eigentlich fand der Begriff lange Zeit hauptsächlich in ariden Klimaten wie den Tropen, oder dem Wüstengürtel bzw. in sehr kalten Gebieten wie der Tundra Verwendung. „Trockenstress“ bedeutet dass eine Pflanze mehr transpiriert, als sie Wasser aufnimmt. Dies entsteht u.a. durch geringe Niederschläge, hohe Temperaturen und geringe Luftfeuchtigkeit. Das beschriebene Phänomen ist der Hauptverursacher für Limitationen in der land- und forstwirtschaftlichen Produktion. Unter den aktuellen Bedingungen befürchten Waldbesitzer und Förster, dass die Frühjahrspflanzungen vertrocknen.

Zum anderen begünstigt die lange Trockenzeit erheblich die Schädlingsausbreitung bei den älteren Bäumen und im Schadholz, sowie auf den Feldern. Durch den milden Winter hatten sich beispielsweise die Borkenkäfer explosionsartig vermehren können. Durch die anhaltende Dürre verschlechtert sich die Situation weiter dramatisch. Der Deutsche Wetterdienst vermeldete, dass in den ersten Aprilwochen gerade mal 3 Prozent, der für April üblichen Niederschlagsmengen, zu verzeichnen waren. In einigen Teilen des Landes gab es seit Mitte März gerade mal 10 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Nötig und üblich wären aber 50 Liter auf derselben Fläche. Halten diese extremen Zustände weiter an, ist zu befürchten, dass ganze Waldflächen absterben.

Als wäre all das nicht schon schwer genug zu bewältigen, kommen jetzt auch noch vermehrt Waldbrände in weiten Teilen Deutschlands hinzu. In Hessen wurde diese Woche Alarmstufe A für Waldbrandgefahr ausgerufen. An einem Tag brannte diese Woche z.B. in Osthessen im „Büdinger Wald“ ein halber Hektar Wald nieder. Insgesamt kam es in diesem Jahr in Hessen bereits zu einer Schadfläche von zwei Hektar durch 20 Waldbrände. Derzeit liegen 7 % der Waldfläche Hessens kahl. Die Auswirkungen der Waldbrände, sowohl auf das Klima, als auch auf die Wirtschaftlichkeit der Waldbauern, sind beträchtlich. Monate- oder gar jahrelange Arbeit wird innerhalb weniger Stunden zu Nichte gemacht.

Schon ohne die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren die Bedingungen für die Land- und Forstwirtschaft kaum noch tragbar. Die Dürre und die damit einhergehenden Brände setzen dem ganzen nun die Krone auf. Mehrfach wurde von den Betroffenen das Thema Liquiditätsengpässe sowohl gegenüber dem Land Hessen, als auch gegenüber dem Bund zur Sprache gebracht. Den Einsatz von Seiten der Bundesagrarministerin Julia Klöckner für den Wald begrüßen wir daher sehr. Sie ist sehr bemüht Lösungen für die Land- und Forstwirtschaft zu finden. Es bleibt jedoch fraglich , ob die auf ihr Engagement hin vom Bund bereitgestellten finanziellen Mittel für die Forstwirtschaft von 98 Millionen für die Schadensbewältigung und 40 Millionen für die Anpassung der Wälder an den Klimawandel unter derart gravierenden Zuständen ausreichen, auch wenn sie von den Ländern ergänzt werden sollen.

Der Wald: Verlierer auf ganzer Linie